VfB-Talent Rebekka Held bei der Rugby-EM

Noch vor wenigen Monaten kannten sie im eigenen Sportverein nur wenige – aber jetzt ist sie Gesprächsthema im VfB Ulm: Rebekka Held, die Ulmer Rugby-Heldin. Im deutschen U-18-Nationalteam im 7-er Rugby hat sie Anfang September 2019 an der Europameisterschaft im polnischen Jarocin teilgenommen. Ihre steile Sportkarriere verlief mehr als außergewöhnlich. Hier stellen wir die Nationalspielerin vor.

„Wenn ich einen Rugby-Ball in der Hand halte, bin ich glücklich“, sagt die 18jährige Rebekka Held von sich. Doch erst seit 2017 übt sie den geliebten Sport aus. Allerdings – ihr Traum war diese Sportart schon immer. Aufgewachsen ist sie auf dem Ulmer Kuhberg. Mit acht Jahren lernte sie Rugby über ihre Mutter kennen, eine Grundschullehrerin, die Rugby bei einer Fortbildung spielte. Aber – für Mädchen gab es keine Möglichkeit in Ulm, Rugby zu trainieren. So spielte Rebekka einige Jahre zunächst Basketball. Bis Sebastian Woischneck, einer der VfB-Rugby-Mannschaftsspieler, sie ansprach: Beim VfB Ulm Rugby sollte ein Mädchen- und Frauenteam gegründet werden. Das war die Initialzündung für Rebekkas steile Rugby-Karriere.
Seitdem trainiert sie mit den Männern vom VfB-Rugby – eine erfolgreiche Truppe, die 2019 in die Regionalliga Bayern aufgestiegen ist. Denn Frauen sind immer noch rar beim VfB Ulm Rugby – aber das kann sich ja schnell ändern. Jedenfalls, vom ersten Rugby-Schritt bis zur EM trainiert Rebekka , seit sie 16 Jahre alt ist, meist als einzige Spielerin auf dem Platz mit den Männern mit. Die nahmen sie auch mit zu Turnieren, wo es Frauen -und Männer-Wettbewerbe gab. Weil sie seitdem den Rugby-Virus hat, reiste sie, so oft es ging, alleine mit dem Bayernticket im Zug dahin, wo Mädchen Rugby spielen: in Bamberg, Nürnberg, München. Bei Landesverbandsmeisterschaften der bayerischen U18-Auswahl fiel sie in diesem Sommer 2019 dem Bundestrainer Morne Laubscher auf. Dann ging es zu einem Lehrgang, in dem der Coach Rebekka Held für den Kader zur EM in Polen nominierte. Der Südafrikaner trainiert seit einiger Zeit die deutsche U18-Juniorinnen-Nationalmannschaft. Rebekka war bei der EM fast immer auf dem Feld. Sie spielte die 6er und die 7er-Position, was bedeutet, sie hatte die Aufgabe, außen die Gegnerinnen zu umlaufen: „Es war großartig, wir haben leider zweimal in der letzten Minute knapp verloren, gegen Tschechien und Schweden, aber gewonnen haben wir gegen Portugal, Polen und Georgien. Am krassesten waren die Französinnen – die waren unglaublich gut und sind verdient Europameisterinnen geworden“. Die deutschen Juniorinnen belegten am Ende den 13. Platz.
Zurück von der EM war erstmal Rugby-Pause für Rebekka. Einen Monat lang war Reisen angesagt und der Umzug in ihre Studentenstadt Freiburg, wo sie jetzt anfängt, Mathematik zu studieren. Der Wechsel nach Heidelberg ist aber schon eingeplant – dort gibt es nämlich ein Rugby-Frauenteam, das 15-er-Rugby spielt und dort ist auch der deutsche Rugby-Stützpunkt. Schade für den VfB Ulm – die Zeit mit den Männern im Pfaffenkau ist damit erstmal vorbei. Aber die beiden Jahre bleiben für sie und die Männer unvergesslich. Den harten VfB-Jungs erteilt Rebekka nämlich den Ritterschlag: „Ich weiß nicht, ob ich beim Rugby geblieben wäre, wenn die Jungs nicht so gut zu mir gewesen wären. Wie große Brüder, wie eine Familie.“ Mit dem VfB Ulm wird sie immer verbunden bleiben.
Bericht: Annette Schmidt

7-er Rugby wird in Deutschland meist von Frauen und Jugendlichen gespielt, weil Ligen mit dem „normalen“ 15er-Team sich hierzulande bisher nur für Männer etabliert haben. In den großen Rugby-Nationen spielen auch Frauen und Jugendliche in 15-er -Teams. Im 7-er Rugby spielen sieben gegen sieben SpielerInnen über zwei Halbzeiten zu je sieben Minuten. Dafür aber meist bis zu fünf Spiele am Tag. Im 15er-Rugby geht ein Spiel über zweimal vierzig Minuten.

AUF DEM BILD OBEN:
U18-Nationalteam Rugby bei der EM in Polen 2019. VfB-Ulm-Spielerin Rebekka Held Mitte mit Rugby-Ball. Bundestrainer Morne Laubscher stehend rechts.